Wer erinnert sich noch an Albert Fischer?
Zwei Tage benötigten die Mitglieder der deutschen Gesellschaft „Natangen“ in Landsberg für die diesjährige Pflege der Gräber vor Allerseelen. Warum gleich zwei Tage? Und um wessen Gräber haben sie sich gekümmert?
Die Mitglieder von „Natangen“ bringen schon seit vielen Jahren vor Allerseelen ehrenamtlich vernachlässigte Friedhöfe oder Gräber in Ordnung. In diesem Jahr konzentrierten sie sich auf den Gemeindefriedhof in Landsberg selbst. Das ist der größte Friedhof der Stadt und der gesamten Gemeinde, der aber gleichzeitig am meisten Arbeit verlangt. Am meisten, weil es auf ihm am meisten vernachlässigte Gräber von Vorfahren gibt, die entweder ohne Erben gestorben sind, oder deren Nachfolger ausgewandert sind oder sie vergessen haben. Zusätzlich hat die Stadtverwaltung einen Teil dieses Friedhofs sich selber überlassen. Dieser Teil ist vollständig von Sträuchern überwachsen und es ist sogar schwierig, hineinzugehen.
Die Mitglieder von „Natangen“ nahmen sich also der Gräber an, die auf dem allgemein zugänglichen Teil am meisten vernachlässigt waren. Eines davon, das sie pflegten, war das Grabmal von Albert Fischer, einem Lehrer, Historiker und Chronist von Landsberg, dem Autor des Buches „Geschichte der Stadt Landsberg Ostpr. durch sechs Jahrhunderte“. Das ist ein wichtiges Buch für die Stadt. Es umfasst den Zeitraum von 1335 (der Verleihung des Stadtrechts an die Siedlung durch den Komtur von Balga Heinrich von der Mauer) bis 1935. Der erste Teil ist ein Panorama der Geschichte der Stadt vom Mittelalter über die napoleonischen Kriege, die wirtschaftliche Stagnation, danach die Widerbelebung in den Jahren 1850 bis 1914 bis zum Ersten Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit. Im zweiten Teil besprach der Autor die für Landsberg wichtigen Industrie- und Gewerbebetriebe, die Gerichtsbarkeit, die Eisenbahn, die Post, die Zünfte und Gesellschaften. Es wurde von der Stadt Landsberg zum 600-jährigen Jubiläum herausgegeben, doch heute erhält die Erinnerung an ihren Autor nur „Natangen“ aufrecht.
Am Putzen nahmen 15 Personen zwei Tage lang teil. Warum zwei? Weil sie am ersten Tag, also dem 14. Oktober, die Gräber in Ordnung brachten, und am zweiten (15.10.) im Sitz der Gesellschaft Grabschmuck anfertigten und ihn auf die Gräber brachten. Obwohl die Mitglieder von „Natangen“ sehr fleißig waren, blieben dennoch viele Gräber auf den Landsberger Friedhöfen unaufgeräumt.
Wir haben in der Stadt drei Friedhöfe, und auf ihnen eine Menge vernachlässigter Grabstellen. Wir sind nicht im Stande, uns mit allen zu befassen, erklärt Grażyna Lewandowska, die Chefin der Organisation.
Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland.