Drei Tage wie drei Monate
Im Mai eine dreitägige Werkstatt in Kahlberg, danach in den Ferien Training und Auftritte, und Ende September erneut eine dreitägige Werkstatt in Albrechtsdorf. Diese Frauen aus der Familie Niewęgłowska haben kein Erbarmen mit den Kindern.
Nein, das würde keine der Eltern der Mitglieder der Regionaltanzgruppe „Saga“ der Gesellschaft der deutschen Minderheit in Bartenstein sagen. Und auch die Kinder beklagen sich nicht über Überarbeitung. Im Gegenteil: sie warten auf solche Ausflüge.
„Saga“ ist seit über einem Jahr in einer stark verjüngten Besetzung aktiv. Die ältere Besetzung, aus der fast niemand geblieben ist, hatte Tänze und Schrittfolgen schon bis zur Perfektion geübt, aber die neue muss sie lernen. Deswegen trainierten die Tänzer in Kahlberg, übten im Sommer und fuhren deswegen am Wochenende vom 12. bis zum 14. September nach Albrechtsdorf. Ihre Trainerin war wie immer Dorota Cieklińska, die Tochter von Danuta Niewęgłowska, der Leiterin der Gruppe. Dorota hat früher bei „Saga“ getanzt und schult jetzt selber die Jugendlichen. Es war eine Zeit der intensiven und sehr fruchtbaren Arbeit für die Mitglieder der Gruppe. Sie übten von morgens bis in die Nacht mit Pausen für die Mahlzeiten und eine kurze Erholung. Niemand rebellierte. Und die Eltern waren zufrieden.
– Eine solche dreitägige Werkstatt erzielt denselben Effekt wie 2-3 Monate wöchentliche zweistündige Trainingseinheiten. Zwischen den wöchentlichen Übungen vergessen die Kinder das, was sie im vorherigen Unterricht gelernt haben, und man muss sie zuerst daran erinnern, um das danach zu festigen. Auf der Werkstatt beherrschen die Kinder dank der intensiven Lektionen schnell neue Fähigkeiten, festigen sie und sie werden ihnen zur Gewohnheit, erklärt Danuta Niewęgłowska.
Außerdem ist eine solche Werkstatt auch ein Lager für Fitness. Tanzen verlangt eine gute körperliche Vorbereitung. Und damit ist es bei den Kündern wegen Telefonen und Computern schlecht bestellt. Deswegen haben sie neben den Übungen auf dem Parkett auch Bewegung im Freien.
Außer der Weiterbildung erfüllt die Werkstatt auch eine erzieherische Funktion. In Albrechtsdorf hielten sich die Kinder im Zentrum des Armeejagdklubs „Dzik“ auf. Jedes Kind brachte Proviant für drei Tage mit, darunter auch von den Müttern gebackene Kuchen. Dieser Proviant landete auf einem gemeinsamen Tisch, beim Frühstück und Abendessen, das die Kinder gemeinsam zubereiteten. Jeder konnte essen, was er wollte. Nach dem Essen räumten die Kinder die Tische selber ab. Das Mittagessen am Samstag kochte ihnen Anna Stypik, die Großmutter von Marcelina Stypik, einer der Tänzerinnen. Sie machte Hühnersuppe und Spaghetti, die die Gruppe vorher bestellt hatte. Sie mussten sich auch um die Ordnung in ihren Schlafzimmern kümmern.
Während der Tanzwerkstatt fand sich auch Zeit für ernste Fragen. Karolina Mandywel, langjährige Tänzerin von „Saga“ hielt einen Vortrag über die häufigsten Problem der jungen Menschen, u.a. Cybermobbing, Essstörungen oder Depression. Paweł Urbański hingegen, ein alter Hase, aber immer noch zerstreut, kümmerte sich, weil er inzwischen volljährig ist um seine jüngeren Kolleginnen und Kollegen.
Jetzt versteh wahrscheinlich jeder, warum die Eltern so gelassen in die Obhut der Frauen aus der Niewęgłowski geben.
